Auf dieser Seite wollen wir Ihnen die Geschichte der LICHTBURG aufzeichnen.

 

Das Lichtspielhaus an der Adresse Königsallee 38-40 bestand offiziel vom 30.10.1910 bis zum 12.06.1943, dann erst wieder nach Wiederaufbau 1946 bis zum 29.12.2004.

Die folgende Zeitungsanzeige wurde am 05. November 1910 zur Eröffnung der "Lichtspiele" im Generalanzeiger geschaltet. 

In den Anfängen gehörte die LICHTBURG zu den schönsten Lichtspielhäusern in Deutschland.

 

Der Kinematograph (eine Fachzeitschrift der Filmbranche, die zum ersten mal 06. Januar 1907 erschien und sich als eines der frühesten Film-Periodika an ein Fachpublikum von Filmverleihern, Kinobetereibern und Produzenten wendete) titelte in seiner Ausgabe Nr. 201 von 1910 über die Lichtburg wie folgt:

"Lichtspiele In Düsseldorf. Es ist noch garnicht so lange her, da waren die Stätten, in denen die kinematographische Kunst sich dem Publikem zeigte, recht einfach. Erst in letzter Zeit entstehen in den Großstädten Kinotheater, die diese Bezeichnung in Wirklichkeit auch verdienen. Ein solches Theater, das die treffende Bezeichnung "Lichtspiele" führt, ist am letzten Sonntag in der Königsallee 38/40 eröffnet worden. Der Besitzer, Walter Gordern, wie auch der Erbauer, Architekt Oskar Rosendahl, haben weder Mühe noch Kosten gescheut, um mit dem neuen Unternehmen ein Düssseldorf würdiges Etablissement zu schaffen, Das elegante Theater, für dessen Leitung der in Fachkreisen genügend bekannte Herr Unkel gewonnen wurde, besitzt eine Fassungskraft von ca. 600 Personen. Durch die mit Marmor reich bekleidete Vorhalle gelangt man in das Vestibül, woselbst sich die Kassenräume befinden. Arn Eingange zum Theaterraume ist für eine bequeme kostenlose Garderobenablage — in maurischer Bauart — gesorgt. Der grosse Theatersaal, der vor allem durch seine Höhe angenehm auffällt, ist im modernsten Charakter durchgeführt, reiche Beleuchtung und Stuck Verwendung sowie farbenprächtige Wandmalereien fördern den vornehmen Eindruck. Die Sitzgelegenheiten sind äusserst bequem, ein breiter, mit Teppichen belegter Mittelgang und zwei Seitengänge führen zu den mit Klappsesseln ausgestatteten Sitzreihen und Logen, die man durch eine sinnreiche Vorrichtung auch bei verdunkeltem Räume ohne die geringste Störung schnell erreichen kann. Vor der eingebauten Aluminium-Projektions-Fläche hat das aus 7 Mann bestehende Orchester Platz gefunden, und es sei gleich bemerkt, dass der Saal eine geradezu glänzende Alkustik besitzt. Beachtenswert ist ferner, dass das RHauchen gestattet ist, und dass gute Ventilation, Entstäubung und Dampfheizung vorgesehen ist. Der Leiter, Herr Unkel, wird stets für ein interessantes, belehrendes und abwechslungsreiches Programm sorgen, so dass dem Unternehmen eine besonderem Popularität vorauszusagen ist, zumal die volkstümlichen Preise, von 30 Pfg, aufwärts, allen Gesellschaftsklassen den Besuch der ,,Lichtspiele" ermöglichen. Das geschickt zusammengestellte Eröffnungs-Programm. das auch 3 Caruso-Grammophon-Vorträge enthielt, wickelte sich zwar in etwas langsamem Tempo ab, die kleinen Betriebs-Störungen die nun mal bei jeder Eröffnung unvermeidlich sind, wurden jedoch schnell beseitigt, so dass nun alles bestens klappt. Der Andrang des Publikums war bisher ganz kolossal."

Die LICHTBURG hieß nicht immer LICHTBURG.

Folgende Namensgebungen hatte die LICHTBURG in ihren 94 Jahren:

1910 - 1912: "Lichtspiele Königsallee" bzw. Anfangs auch "Königssäle" genannt

1912 - 1014: "Rheinische Lichtspiele" bzw. "Lichtspiele"

1915 - 1921: "Union Theater" bzw. "U.T."

1921: "National U.T. Lichtspiele"

1921 - 1928: "National-Lichtspiele" & "National-Theater"

1928 - 1930: "Titania Theater"

1930: "U.T. an der Königsallee"

1931 - 2004: "LICHTBURG"

Vorab einen ganz großen Dank an Frau Anne Landsberg-Franco für die vielen neuen Informationen!


Ab 1931 gehört die Lichtburg Herrn Moritz Lewin. Im Jahre 1933 mußte er das Kino jedoch an andere Betreiber abgeben. Dies erfolgte wie zu vermuten ist nicht freiwillig, sondern wurde von dem Nazi Regime angeordnet, da Herr Moritz Lewin jüdischer Herkunft war. Diese Zeit gehört zu den traurigen und dunklen der LICHTBURG. Die Lichtburg fiel in die Hände von Betreibern die dem Regime nahe standen.

Das Kino wurde im Sommer 1943 bis auf die Grundmauern und den Boden des Parketts zerstört, sodass kein Spielbetrieb mehr möglich war. Beim Wiederaufbau 1946 verwendete man den vorhandenen Schutt zur Wiederherstellung der Schräge im Parkett. Er wurde mit Kunstfasernplatten bedeckt. Wände und Decken wurden mit warmgetönten Glaswollplatten bespannt. Vorhänge und Portieren entstanden aus ein  Wolldecken. Die früheren Parkettlogen wurden nicht mehr installiert.. Die Zeiss-Ikon-Vorführmaschinen mußten nur überholt werden, Verstärkeranlage, Tongeräte und Schutzeinrichtungen dagegen neu besorgt werden. Das Kino umfasste jetzt 650 Plaätze - der Balkon wurde erst später ausgebaut.

Zu Beginn des neuen Spielbetriebes hatten die Amerikaner das Vorrecht Filme anzuschauen und zu zeigen. Das düsseldorfer Publikum mußte sich Anfangs mit nur einer Vorstellung pro Tag zufrieden geben.

In den folgenden Jahren wurde die LICHTBURG wieder ganz in düsseldorfer Hände übergeben.

Die 1933 eingestezten Betreiber bespielten die LICHTBURG bis 1961, ab diesem Jahr übernahm Herr Moritz Lewin wieder offiziell und alleine die LICHTBURG. Interessant daran ist, das die LICHTBURG schon seit dem 09.07.1953 wieder von Herr Lewin unter der Lichtburg M. Lewin & Co OHG im Handelsregister geführt wurde. Dies zeigt das der Kampf um die Rückgabe der LICHTBURG sehr lange angedauert hat - zum Glück erfolgreich!

Ende 1959, Anfang 1960 bat Herr Lewin, der zu dieser Zeit schon älter und krank war, seine Tochter Frau Charlotte Lewin de Arndt zurück nach Deutschland und Düsseldorf zu kommen, um ihm bei der Leitung der LICHTBURG behilflich zu sein. Im Zuge der Heimkehr von Frau Lewin de Arndt, kam auch der gute Freund der Familie Herr Landsberg mit seiner Mutter nach Düsseldorf. Herr Landsberg übernahm im Jahre 1964, auf Wunsch der Familie Lewin, 30% der Anteile der LICHTBURG und stieg somit die Geschäftsführung ein.

Anfang 1965 verstarb Herr Lewin und das Kino wurde von seiner Tochter und Herrn Landsberg weitergeführt.

Etwa 1970 zog sich Frau Charlotte Lewin de Arndt aus privaten Gründen aus dem Kinogeschäft zurück und Herr & Frau Landsberg übernahm die restlichen Eigentumsanteile.

Bis Anfang der 70ziger Jahre war die LICHTBURG ein großer prächtiger Saal.

Jedoch mußte die Familie Landsberg auf die neuen Sehgewohnheiten und das größere Filmangebot eingehen. Man entschloss sich den großen Saal zu unterteilen. 1972 wurden die Umbaupläne von Herrn Landsberg und dem Architekten Herrn Günther Ritter erstellt. 

Im ersten Schritt entstand das kleinere LICHTBURG-Studio, welches die Fläche unter dem Balkon des großen originalen Saales war. Im zweiten Schritt wurde der Balkon/die Loge des großen Saales zu einem eigenen Saal umgebaut, es entstand die LICHTBURG 2. Die Eröffnung der umgebauten LICHTBURG erfolgte ebenfalls unter der Leitung von Herrn und Frau Landsberg.

1974 übernahm Herr Willi Goldermann die Lichtburg. Die LICHTBURG an Herrn Goldermann abzugeben hatte folgenden Grund: große Kinobetreiber, die die Kinolandschaft unter sich konzentrierten und aufteilten, wie z.B. die UFA der Familie Riech, machten es für „Einzelkämpfer“ wie die LICHTBURG immer schwerer, wichtige Filme von den Verleihern zu erhalten. Herr Goldermann, dem auch mehrere Kinos gehörten, versuchte durch diesen Zukauf seine Position gegenüber den Verleihern zu stärken.

1995 verstarb Herr Landsberg.

Ende der 90iger Jahre wurde die LICHTBURG nochmals renoviert und modernisiert und ein Café-Bar in den Eingangsbereich eingebracht.

Nachdem die UFA 2002 Insolvenz anmelden mußte, wurde erstmals durch die Vermieter signalisiert das man nicht gewillt war den Mietvertrag, welcher bis Ende 2004 lief, zu verlängern. Die Eigentümer des Gebäudes hatten die Sorge, das die Miete, die bis dato immer pünktlich gezahlt wurde, ausbleiben könnte. Des weiteren wurde ihnen durch einen düsseldorfer Immobilienmakler nahe gelegt das Mietverhältnis unbedingt zu kündigen, da es lukrativer wäre an eine Kette zu vermieten.

Doch zunächst übernahm die Kinokette Kieft+Kieft aus Lübeck die angeschlagene UFA und führte die Geschäfte im Namen des Insolvenzverwalters weiter.

Die Schließung rückte näher. Auch nach einer Unterschriftenaktion (15.000 Unterschriften wurden durch die Mitarbeiter der LICHTBURG gesammelt) und einer Podiumsdiskussion woran der Oberbürgermeister J. Erwin, Miteigentümer des Mietobjektes, Vertreter der UFA und viele Freunde der LICHTBURG teilnahmen konnte man sich auf einen weiteren Spielbetrieb nicht einigen. Es war beschlossene Sache: die LICHTBURG sollte am 29. dezember 2004, nach über 94 Jahren ihren letzten Spieltag haben.

Mit tiefer Trauer wurde das Haus am 29.12.2004 geschlossen, und somit verschwand ein Stück Kinokultur aus Düsseldorf, aus Deutschland. In den Tagen zuvor statteten viele Stammgäste und Düsseldorfer ihrer LICHTBURG einen Abschiedsbesuch ab. Tränen flossen. Für viele war es ein Abschied von einem guten Freund, einem liebgewonnen Zuhause und einer Institution.

Am 30.12.2004 wurde das gesamte Interior der LICHTBURG verkauft. Viele viele Düsseldorfer wollten ein Stück Andenken an ihr Lieblingskino erhalten.

Als Erinnerung an die LICHTBURG sammelte die LICHTBURG-Familie Spenden um eine Gedenkplatte aus Gußeisen anfertigen zu lassen, die Anfang Juni 2005 in den Gehweg der KÖ eingelassen wurde.

Die einzigartige LICHTBURG Leuchtreklame wurde gerettet. Mit großem Einsatz von Arne Birken wurde diese restauriert und dem düsseldorfer Filmuseum als Leihgabe überlassen.

Denkmalschutz?!

Dies ist auch ein trauriges Kapitel welches die Stadt Düsseldorf bzw. die Denkmalschutzbehörde der Stadt Düsseldorf zu verantworten hat.

In die Denkmalliste der Stadt Düsseldorf wurde die LICHTBURG am 04. Februar 2004 aufgenommen. Hier jedoch mit der Einschränkung die wie folgt schriftlich von der Denkmalschutzbehörde niedergelegt wurde:

" ... Die erhaltene Fassade aus dem Jahre 1910 ist als eines der letzten Zeugnisse des erwähnten stadtgeschichtlich und städtebaulich  bedeutenden Entwicklungsprozesses zu sehen. Da das als "Lichtburg" in die Geschichte der Stadt eingegangen ist, ist der Schriftzug mit seiner Einfassung Teil des Denkmals. Auf Grund der Veränderungen im Inneren des Objektes wird der Denkmalschutz auf die Natursteinfassade und den Schriftzug "Lichtburg" mit seiner Einfassung beschränkt."

(Schriftstück liegt uns im Original vor, darf aber nicht veröffentlicht werden)

Dies heißt im Klartext: die Leuchtreklame im Ganzen stand unter Denkmalschutz. Mitarbeiter der Denkmalschutzbehörde haben auch den Rundbogen mit den Stuckornamenten des original Eingangs begutachtet und meinten, das dieser Rundbogen umbedingt erhaltenswert wäre. Nach dem Besuch und dieser Aussage wurde innerhalb weniger Stunden seitens der Denkmalschutzbehörde wieder zurückgerudert und uns mitgeteilt, man könnte sich nicht weiter für die LICHTBURG einsetzen. Ein Schelm der dabei Böses denkt! Hat da jemand Druck auf die Behörde ausgeübt?

Unserer Meinung nach hätte der Schriftzug LICHTBURG erhalten belieben müssen, da dieser das Erscheinungsbild der Königsallee über 90 Jahre geprägt hatte, nicht immer in der gleichen Form, aber seit den 50iger Jahren in gleicher Form.